Diese Frage stand im Fokus der Vorführung des Dokumentarfilms "Wer wagt beginnt" und der anschließenden Publikumsdiskussion mit der Filmemacherin Uli Bez und unserer Bürgermeisterkandidatin Maria Wirnitzer.
"Pflegekräfte, Erzieherinnen und Erzieher, Polizisten, angestellte Handwerker und andere Berufsgruppen mit geringerem oder sogar mittlerem Einkommen können sich Wohnungen in Vaterstetten kaum mehr leisten", so die SPD-Bürgermeisterkandidatin Maria Wirnitzer in ihrer Begrüßung zur Präsentation des Films: Wer wagt beginnt. Nach ihrer Besichtigung des Wohnbauprojektes wagnis4 der Wohnungsbaugenossenschaft wagnis eG am Ackermannbogen in München fragte sich Maria Wirnitzer, ob das nicht eine interessante dritte Säule zwischen selbstgenutztem Wohneigentum und Miete – auch in Vaterstetten – sein könnte.
Ein Dokumentarfilm von Uli Bez, die selbst 2010 in die Wohnbaugruppe eingetreten ist, zeigte den gut 60 interessierten und bei der Präsentation anwesenden Vaterstettener Bürgerinnen und Bürgern anschaulich wie dieses Projekt mit 53 unterschiedlich großen Wohneinheiten entstanden ist und umgesetzt wurde. Es handelt sich dabei um eine lebendige Wohnanlage aus drei Häusern mit vielfach genutztem Dachgarten. Um den begrünten Innenhof mit Apfelhain und Spielplatz, sind die Wohnungen miteinander über Laubengänge mit Freisitzen verbunden. Diese Bauweise fördert bewusste oder zufällige Begegnungen der Bewohner, so dass hier eine gute Gemeinschaft entstanden ist. Das Projekt zeichnet besonders aus: ein hohes Maß an Selbstverwaltung, die gemeinsame Bewirtschaftung von Haus und Grün, die Entscheidungsfindung in Hausgruppen und Versammlungen und, dass hier gute Nachbarschaft gelebt wird und Feste gefeiert werden. Weitere Besonderheiten sind die Mobilitätsangebote mit Carsharing in der eigenen Tiefgarage, die Fotovoltaikanlage mit Mieterstromkonzept, sowie ein ambulanter Pflegestützpunkt im Gebäudekomplex.
In der anschließenden Diskussion stellten sich die SPD-Bürgermeisterkandidatin Maria Wirnitzer und die Autorin und Regisseurin des Films den Fragen des Publikums. Zur Frage der Kosten erläuterte Bez, dass jeder Wohnungsnutzer 1.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche als Einlage in die Genossenschaft leisten muss, die er allerdings bei einem Ausscheiden wieder ausbezahlt bekommt. Die Mieten, bzw. Nutzungsentgelte – wie sie hier genannt werden – liegen bei den 60 Prozent der Wohnungen für einkommensschwächere Bewohner je nach Wohnung bei neun, bzw. zehn Euro pro Quadratmeter und für die übrigen Wohnungen bei 14 Euro. Auf Grund des hohen Grundstückspreises waren leider keine günstigeren Konditionen möglich.
Bei einer möglichen Umsetzung eines ähnlichen Projekts in Vaterstetten steht für Maria Wirnitzer vor allen Dingen der generationenübergreifende Ansatz im Vordergrund. „Wir müssen Familien und Senioren zusammenbringen.“ Bereits ab 20 Personen könnte eine Baugruppe ein Wohnprojekt starten, schätzt Uli Bez die Chancen für Vaterstetten ein. Für Maria Wirnitzer ist vor allen Dingen wichtig, dass zukünftig möglichst keine Baugrundstücke der Gemeinde mehr verkauft werden, „dafür sind sie zu wertvoll“.
Interessant war auch, dass sich die wagnis4-Baugruppe, nach längerer Diskussion, nur drei Regeln gegeben hat nämlich:
Wir grüßen uns auch, wenn wir Differenzen haben,
wir reden nicht übereinander, sondern miteinander und
wir trennen unseren Müll.
Sepp Mittermeier
SPD-Vaterstetten