Vor kurzem kontaktierte der Förderverein Inklusives Bildungswesen Vaterstetten e.V. die SPD Vaterstetten, um unsere Positionen zum Thema Inklusion im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention zu erfahren. Im folgenden unsere Antwort an den Förderverein.
Inklusion hat für uns einen hohen Stellenwert und ist als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen. Für uns war es deshalb selbstverständlich, dass Jens Möllenhoff, der von Geburt an mit einer körperlichen Behinderung lebt, auf unserer Liste auf Platz 9 für den Gemeinderat kandidiert. Aus unserer Sicht helfen seine persönlichen Erfahrungen immens, die richtigen Vorschläge zu notwendigen Entscheidungen in diesem Bereich zu machen.
Wir haben ihn deshalb auch gebeten, die Antworten zu Ihren Fragen zu formulieren.
Sollte aus Ihrer Sicht ein gemeindliches Konzept für Inklusion erstellt werden?
Dies ist unbedingt notwendig. Schüler und Schülerinnen mit einer Behinderung müssen möglichst an ihrem Wohnort integriert werden. Hier darf nicht das Schubladendenken vorherrschen, das Menschen mit Behinderung nach starren Kategorien sortiert und auch aussortiert. Das Individuum steht für uns im Vordergrund.
Eine "Verschickung" in weiter entfernte Einrichtungen für Behinderte zum Beispiel nach München oder darüber hinaus stört das Verhältnis zum Heimatort und den Bezugspersonen der Kinder nachhaltig. Sie ist außerdem mit körperlichen, geistigen und seelischen Belastungen für alle Beteiligten verbunden.
Außerdem, so der Berliner Behindertenrechtsaktivist Raul Krauthausen, haben "auch Nichtbehinderte ein Recht darauf [...], mit Menschen mit Behinderung zusammenzuleben." Inklusion ist NIE eine Einbahnstraße, jeder profitiert von ihr.
Kennen Sie den kommunalen Index für Inklusion? [...] Wenn ja, welche Nutzen dieses Index für Inklusion sehen Sie ggf. für die Gemeinde Vaterstetten?
Der Index bietet auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, den Weg der Schulen bzw. der Gesellschaft im Ganzen hin zu mehr Inklusion zu planen, durchzuführen und kritisch zu begleiten.
Sind Sie bereit, Haushaltsmittel für Inklusion bereitzustellen?
Wenn sich etwas zum Positiven ändern soll, muss man auch Geld in die Hand nehmen. Hier ist auch zu prüfen, ob man Zuschüsse von außerhalb des Gemeindehaushalts erhalten kann.
Wie soll Inklusion in Vaterstetten gestaltet werden?
Dies muss unserer Meinung nach in drei Zügen geschehen:
- Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema durch Infoveranstaltungen, auch um Anwohnern und den Eltern nicht behinderter Kinder die Angst, Scheu bzw. Ressentiments zu nehmen
- Schulung und Fortbildung des Lehrpersonals
- Bauliche behindertengerechte (Um-)Gestaltung der Schulen
Wie wird Inklusion in den geplanten Schulbauten umgesetzt?
Derzeit ist es noch zu früh, diese Frage zu beantworten. Wir werden den weiteren Planungsverlauf jedenfalls kritisch begleiten und auf eine barrierefreie Gestaltung der Schulbauten dringen.
Halten Sie die Einstellung eines Inklusionsbeauftragten für die Gemeinde Vaterstetten für sinnvoll?
Dies ist absolut sinnvoll. Eine solche Person hilft, dass sich alle an der Inklusion beteiligte Personen (Schüler/Eltern/Lehrer/etc.) nicht allein gelassen fühlen. Es ist zu überlegen, ob diese Aufgabe nicht auch durch den Behindertenbeauftragten der Gemeinde wahrgenommen werden kann beziehungsweise soll.