Vor mehr als 30 Jahren hat der damalige SPD-Bürgermeister Peter Dingler die Friedensgespräche ins Leben gerufen, um vor dem Hintergrund von Kaltem Krieg und Aufrüstung auch mal "über den kommunalen Tellerrand hinauszublicken", wie er es formulierte.
„Dass es die Veranstaltungsreihe mittlerweile so lange gibt und wir das Friedensgespräch heute zum 30. mal durchführen, darauf sind wir schon ein bisschen stolz", sagte Moderator Dritter Bürgermeister Günter Lenz zu Beginn.
Das Thema in diesem Jahr: Arabischer Frühling – Was ist daraus geworden? Authentische Einblicke und Hintergründe dazu lieferten auf dem Podium Franz Maget und Mareike Transfeld.
Der SPD-Politiker und frühere Oppositionschef im Landtag Franz Maget war bis vor kurzem als Sozialreferent für die deutsche Botschaft in Tunis tätig.
Er zeichnete ein eindrückliches Bild von den Ereignissen, mit denen der arabische Frühling begann und den Entwicklungen seit 2011. Das Ziel war die Veränderung der politischen und sozialen Strukturen, die Teilhabe der jungen Generation und eine Verbesserung der Menschenrechtslage. Die Bilanz heute ist eher als „durchwachsen“ zu bezeichnen. So ist zum Beispiel die Jugendarbeitslosigkeit, einer der Hauptgründe für die Proteste 2011, sowohl in Tunesien und als auch in Ägypten gestiegen. Aber Tunesien sei auch ein kleines Versuchslabor für den Aufbau westlicher Demokratie im islamisch, arabischen Raum, so Maget. Das Land könne eine Vorbildfunktion einnehmen und so einen positiven Effekt auf die Entwicklung seiner Nachbarländer entfalten. Für Ägypten ist die Bilanz deutlich negativer. Das Land ist keine Demokratie und werde mit eiserner Hand regiert. Dazu kommen eine Reihe von großen Problemen bei der Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmittel und Wasser.
Mareike Transfeld ist Forschungsleiterin am Yemen Polling Center.
Der Arabische Frühling hat für sie einen sehr bitteren Nachgeschmack. Doch es dürfen die Hoffnungen des Anfangs nicht vergessen werden: „Würde, Freiheit, Selbstbestimmtheit“. Deutschland und Europa sollte die Länder unterstützen, damit diese den jungen Leuten ein würdevolles Leben mit Bildung und Arbeitsplätzen bieten können. Westliche Waffenexporte sollten Maßnahmen im Bildungs- und Wirtschaftsbereich weichen, um ein friedliches miteinander in der europäisch-arabischen Nachbarschaft zu bewahren. Erst dann könnte von Stabilität gesprochen werden, so Transfeld.
Nach einigen Gesprächsrunden auf dem Podium diskutierte das Publikum der gut besuchten Veranstaltung leidenschaftlich mit.
Das Interesse am politischen Weltgeschehen ist sehr groß in der Gemeinde und Günter Lenz beendete die Diskussion mit einem "Auf Wiedersehen zum 31. Friedensgespräch im nächsten Jahr".