Ohne einen funktionierenden Aufzug haben Menschen mit Behinderung so gut wie keine Chance an die Bahnsteige der S-Bahn zu kommen. Leider sind die Lifte sowohl in Vaterstetten und Baldham, wie auch in München häufig defekt. Das war eine der wesentlichen Aussagen von gehbehinderten Gästen auf der Veranstaltung "Barrierefreiheit – eine Selbstverständlichkeit?" der SPD-Vaterstetten. Auch die fehlenden, öffentlich zugänglichen, behindertengerechten Toiletten stellen immer wieder ein großes Problem dar.
"Barrierefreiheit ist für 10 Prozent der Bevölkerung notwendig, für 30 Prozent hilfreich und für alle eine Bereicherung, damit müsste sie doch selbstverständlich sein?" Mit dieser Frage startete der SPD-Ortsvorsitzende Sepp Mittermeier die Diskussion.
SPD-Vorstandsmitglied Jens Möllenhoff, selbst gehbehindert, spannte in seinem Impulsreferat einen weiten Bogen über die verschiedenen Aspekte des Themas. Seiner Meinung nach sind nicht nur die offensichtlichen Barrieren im Alltag ein Problem, sondern es sind gerade auch die Bedürfnisse und Rechte von Menschen mit Sinnesbehinderungen oder einer geistigen Behinderung zu berücksichtigen.
Die Ebersberger Landtagsabgeordnete Doris Rauscher stellte schließlich die Kampagne "Bayern Barrierefrei" der BayernSPD vor. Diese Kampagne wurde gestartet als Reaktion auf Ministerpräsident Seehofers Ankündigung, Bayern innerhalb von 10 Jahren komplett barrierefrei zu machen. Die SPD-Landtagsfraktion hatte hierzu im März 2014 gemeinsam mit Menschen mit Behinderung eine große schriftliche Anfrage an die Staatsregierung formuliert. „Wir wollten wissen, wie innerhalb so kurzer Zeit und mit einem relativ geringen Budget dieses Vorhaben zu stemmen ist“, so Rauscher dazu.
Anschließend stellte Vaterstettens Dritter Bürgermeister Günter Lenz aus seiner Sicht als langjähriges Gemeinderatsmitglied dar, wie sich die Situation der Barrierefreiheit in der Gemeinde in den letzten Jahren geändert hat. So sei zum Beispiel eine Rollstuhlrampe nachträglich am Rathaus Vaterstetten installiert worden und im Hallenbad ein Lifter angeschafft worden, um Menschen mit Behinderung die Nutzung zu ermöglichen. In einigen Bereichen sei nach wie vor dringender Handlungsbedarf, so zum Beispiel bei der Schaffung barrierefreier Verkehrswege. Lenz dazu:"Ein störungsfreies Durchkommen mit dem Rollstuhl ist bei weitem noch nicht überall möglich".
Als Mensch mit Behinderung und somit direkt von der Frage der Barrierefreiheit Betroffener meinte Jens Möllenhoff: "Die Gemeinde Vaterstetten hat im Großen und Ganzen schon sehr große Fortschritte in Bezug auf Barrierefreiheit gemacht, aber selbstverständlich ist nach wie vor noch Luft nach oben." Schließlich sei die Schaffung einer barrierefreien Gemeinde ein fortlaufender Prozess, der aber auch beständig durch Initiativen wie die laufende Kampagne "Bayern Barrierefrei" vorangetrieben werden müsse.
In der anschließenden Publikumsdiskussion kamen vor allem Schwachstellen innerhalb der Gemeinde Vaterstetten zur Sprache, die es Menschen mit Behinderung schwer machen, sich im öffentlichen Raum zu bewegen – von einem Mangel an öffentlichen behindertengerechten Toiletten über Fußwege, die für Rollstühle zu eng bemessen sind bis hin zu den häufig und langanhaltend ausfallenden Personenaufzügen an den S-Bahnhöfen in Vaterstetten und Baldham. Angesichts dieser Punkte versprachen die Gemeinderatsmitglieder Sepp Mittermeier und Günter Lenz, auch weiterhin für eine barrierefreie und für alle Einwohner lebenswerte Gemeinde zu arbeiten.
Sepp Mittermeier
Vorsitzender SPD-Vaterstetten
Bericht aus der Ebersberger Zeitung vom 17.08.2015 (PDF, 850 kB)